Nach dem letzten Zusammentreffen mit Asgamond Aschandi und seinen Schergen, entschied sich Felian die Festung mit einer handvoll Waldläufern zu verlassen, um Erkundigungen einzuholen. Wochenlang hörte man nichts von ihm und seinen Gefährten. Eine Unruhe ergriff die übrigen Calden und besonders Feli schien unter der Ungewissheit zu leiden. Als es für die in der Festung verbliebenen kaum noch zu ertragen war, erschienen Felian und seine Begleiter in der Abenddämmerung. Kaum hatte die kleine Gruppe, die Festung betreten fiel Feli Felian um den Hals und auch die anderen begrüßten die verschollen Geglaubten herzlich.
Nach dem sich alle bei einem guten Mahl gestärkt hatten und man das Wiedersehen ausgiebig gefeiert hatte, bat Felian die übrigen Ratsmitglieder zu einer Unterredung. Felian berichtete von den Erlebnissen und Gefahren, die ihm einschließlich seiner Gefährten widerfahren waren. Es gab Gerüchte, dass sich etwas beim Feind bewegen würde, er plane etwas und einige weiß maskierte Männer wären in der Nähe von Höfen gesehen worden, die danach verlassen waren. Dies alles stimmte die Ratsmitglieder sehr nachdenklich. War Asgamonds Hass so groß, dass er selbst ihren Verbündeten gefährlich werden konnte? Schreckte er nicht mehr davor zurück, sich vom Feind vollständig unterjochen zu lassen um seine Rachsucht zu stillen? Es wäre also nur eine Frage der Zeit bis er für die Verbündeten der Calden zu einer ernsthaften Bedrohung werden würde. Dies konnten sie nicht geschehen lassen.
Felian hatte jedoch auch dies bezüglich Erkundigungen eingeholt; einige Seemänner hatten ihm von einer geheimnisvollen Inselgruppe erzählt. Diesem Gerücht folgend war er auf den Kapitän eines Fischerbootes gestoßen, der die Syranischen Inseln (so nannte er sie) schon mit eigenen Augen gesehen hatte; er hatte als junger Mann eine Expedition zu diesen Inseln begleitet. Sie erreichten damals eine der kleinen äußersten Inseln, jedoch war ihr Schiff bei der Durchfahrt durch einige Riffe beschädigt worden. Die Forscher bekamen das Schiff wieder seetüchtig und kehrten in die Heimat zurück. Während ihrer Zeit dort waren sie zwar nie in das Innere der Inselgruppe vorgestoßen, jedoch sahen sie von den Bergen aus die saftig grünen Wälder der Nachbarinseln. Der Boden sei sehr fruchtbar und da die Inselgruppe mehr ein Mythos, als etwas Greifbares wäre, gäbe es dort mehr Land als ein einzelner Mensch bestellen könnte. Der Kapitän erzählte weiter, er selbst habe damals einen Kristall gefunden, den er eilig versteckt hatte, um ihn für sich behalten zu können.
Ein Leben lang habe er versucht dorthin zurückzukehren und von den Forschern hörte er nie wieder etwas. Bei dem Versuch selbst eine Expedition in diese Region zu planen sei er meist nur auf Spott gestoßen. Die Wenigen die von den Inseln wissen meiden sie, da die sie umgebende Riffe sehr tückisch sind. Er jedoch kenne das Geheimnis der Riffe; was er damit meinte, wollte er Felian nicht sagen. Kapitän Tjark wäre bereit die Calden zu diesen Inseln zu begleiten. Er kenne auch einige abenteuerlustige Seeleute (die Wenigen die ihn nicht für verrückt erklärt hatten), leider fehle ihm ein geeignetes Schiff.
Felian wollte das Ganze als Unfug abtun, als der Mann ihm unauffällig einen kleinen Beutel überreichte; dessen Inhalt war ein kleiner Kristall. Obwohl nur wenig Licht in den Beutel fiel, schimmerte er leuchtendhell; der Kristall überzeugte ihn nun doch dem Mann zu glauben. Kein einfacher Kapitän eines Fischerbootes konnte so etwas besitzen. Wohl könnte es sein, dass nicht alles wahr sei, was er ihm erzählte, doch selbst ein Teil dessen was er gehört hatte, wäre die Bemühungen wert. Yerodin schaute Felian skeptisch an. Felian verstand diesen Blick auch ohne Worte. Sein Gefährte traute dem Glück nicht so ganz. Felian fuhr also fort: Er selbst habe auch kurz nach der ersten Euphorie in Betracht gezogen, dass dies alles eine Falle sein könnte. So habe er den Mann über mehrere Tage überwacht, doch nichts hätte auf zwielichtige Kontakte hingewiesen. Nach all diesen Berichten, waren die Ratsmitglieder sprachlos. Was wären die nächsten Schritte der Calden? Die nächsten Tage sprachen die Ratsmitglieder häufig über die Berichte Felians, vor allem über die neue mögliche Heimat. Doch auch die übrigen Calden wussten bald von den Neuigkeiten, denn einer der Späher hatte dies nicht für sich behalten können. Felian war darüber nicht begeistert, doch konnte er es dem Mann nicht verübeln, er selbst war beinahe geplatzt, bevor er den anderen davon erzählt hatte. Die Fragen an den Rat, was nun geschehen würde häuften sich.
Eines Morgens trat Mayana vor die Ratsmitglieder. Sie und Noctiel hatten die Festung kurz nach Felian verlassen. Jedoch hatten sich die Calden nicht sehr um ihre Gefährten gesorgt. Zum einen verschwanden die beiden häufig unangekündigt und über längere Zeit, zum anderen hätte es wohl den ein oder anderen nicht allzu traurig gestimmt wären sie nicht zurückgekehrt. Die beiden hatten in der Nacht zuvor, in Begleitung Danjels, die Festung erreicht. Mayana hatte bereits von den Gerüchten über die Syranischen Inseln gehört und wollte von den Ratsmitgliedern erfahren, wie sie dazu stünden. Außer Felian äußerten alle Zweifel am Wahrheitsgehalt der Berichte. Die Ratsmitglieder waren jedoch überrascht als Mayana, das von Felian berichtete, bestätigte. Warum sie so sicher sei, dass die Inseln existieren, wollte sie nicht Preis geben, jedoch verwies sie auf Gefahren die dort lauern. Auf die Frage, welcher Art diese seien, blieb sie jedoch ebenfalls eine Antwort schuldig. Sie und Noctiel könnten die seltsamen Vorgänge des Feindes jedoch bestätigen und ein Neuanfang für die Calden, sowie ihre Verbündeten, wäre ihrer Ansicht nach das Beste. Die Verbündeten der Calden, welche auch bald von den Gerüchten über die neue Heimat gehört hatten, waren bereit ihnen zwei Schiffe zu überlassen, die sie sicher zu den Inseln bringen sollten.
Jahrelang hatten sie Rücken an Rücken gegen ihre Feinde gekämpft und manch großes Abenteuer erlebt. Die Calden waren stets treue Verbündete gewesen und so war es selbstverständlich ihnen zu helfen. Der Rat wusste nun, wie er zu den Inseln gelangen könnte und so kam es zu dem Entschluss die übrigen Calden vor die Wahl zu stellen, in der Festung zu verbleiben oder die Reise zu den Syranischen Inseln anzutreten. Die meisten der Calden entschieden sich für das Abenteuer, welches die neue Heimat darstellte, doch einige waren zu alt für solch ein Unternehmen oder hatten bei ihren neuen Verbündeten ein zu Hause gefunden.
Die größte und schwerste Entscheidung der letzten Jahre war gefallen. Es erfüllte den Rat mit stolz, dass ihnen so viele folgen würden. Viele Schicksalsschläge hatten die Calden heimgesucht, der Verlust treuer Gefährten und ihrer Heimat, doch ihre Lust am Abenteuer schien dies alles nicht gebrochen zu haben.
Zwei Tage und Nächte wurde gefeiert bevor die Calden ihrer Verbündeten verließen. Viele Tränen des Abschieds wurden vergossen, doch würde man die treuen Freunde nie vergessen. Selbst der sonst so kühl wirkende Noctiel schien betroffen, als er sich von dem Mann verabschiedete, der ihm einst das Leben gerettet hatte. Vielleicht wäre nicht jeder Abschied für immer. Am nächsten Morgen brachen die Calden auf.
Die Reise zu den unbekannten Ufern der Syranischen Inseln hatte begonnen…
Zuletzt von Tanja am So 06 Okt 2013, 22:06 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet